Torf & Moor

Die Geschichte

Bürmoos

Ehemals war die Landschaft Bürmoos geprägt vom Moor, das eben von vielen Birken bewachsen war. Der Name wandelte sich dabei in den vergangenen Jahrhunderten von Birkmoos zu Birchmoos und Biermoos bis hin zum heutigen Bürmoos.

Geschichtsträchtig

Ein Dorf das zur Gemeinde wurde.

Die Geschichte der Gemeinde Bürmoos ist eng mit dem jahrhundertealten Torfabbau verbunden, der in dieser Region von großer wirtschaftlicher Bedeutung war. Bereits um 1800 wurde Torf aus der Umgebung von Bürmoos als wertvoller Brennstoff und Einstreu für die Viehzucht genutzt.

Im 19. Jahrhundert erlebte der Torfabbau eine intensive Phase und Bürmoos entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum für die Torfgewinnung. Der gewonnene Torf fand nicht nur in der Region, sondern auch in benachbarten Ländern wie Deutschland und Italien Absatz.

Es ist allerdings von entscheidender Bedeutung zu erwähnen, dass der Torfabbau auch erhebliche ökologische Auswirkungen hatte. Dies führte zur Zerstörung von Moorlandschaften und beeinträchtigte die lokale Artenvielfalt. Um das Jahr 2000 wurde der Torfabbau in Bürmoos eingestellt, da die Torflager im Frästorfgebiet „Zehmemooser Torffelder“ restlos erschöpft waren.

Heute sind Teile der ehemaligen Torfabbauflächen in Bürmoos als Naturschutzgebiete ausgewiesen und dienen als wichtige Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere. Dies zeigt, wie der Wandel von traditionellen Industrien zu umweltfreundlicheren Praktiken das Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der Gemeinde gestärkt hat.

Die goldenen Zeiten

Glas- und Ziegelproduktion

Im 19. Jahrhundert florierte in Bürmoos der Torfabbau, der vielfältige Anwendungen fand, darunter die Herstellung von Glas und Ziegeln. Der hochwertige Torf diente als wertvoller Brennstoff in den Öfen, die zur Produktion von Glas und Ziegeln dringend benötigt wurden.

Die Glasproduktion in Bürmoos nahm 1872 ihren Anfang und erlebte um 1900 ihren Höhepunkt. Der vor Ort abgebaute Torf erlangte aufgrund seiner außergewöhnlichen Brennqualität besondere Anerkennung und war somit prädestiniert für die Glasherstellung. Mit dem Aufkommen neuer Technologien und alternativer Brennstoffe sah sich die Glasproduktion in Bürmoos jedoch 1929 dazu gezwungen, ihren Betrieb einzustellen, da sie nicht mehr wettbewerbsfähig war.

Ab dem Jahr 1896 begann auch der Torfabbau für die Ziegelproduktion bei Glaser und erreichte in den 1920er Jahren seinen Höhepunkt. Spezielle Öfen kamen zum Einsatz, um den Torf zu verfeuern und die Ziegel zu brennen.

Die Ziegelherstellung blieb in Bürmoos bis in die 1970er Jahre ein bedeutender Wirtschaftszweig, musste jedoch schließlich aufgrund der steigenden Beliebtheit von Alternativmaterialien wie Beton und Stahl eingestellt werden.

Heute zeugen verschiedene Denkmäler und das Torf-Glas-Ziegel Museum in Bürmoos von der einstigen Wichtigkeit des Torfabbaus für die Gemeinde und die Region.

Torf als Heizmittel

Die Torfstecher von Bürmoos

Die Glas- und Ziegelöfen von Ignaz Glaser wurden einst durch die Verbrennung von Torf oder Torfgeneratorgas beheizt. Dies erforderte beträchtliche Mengen an Torf, mitunter sogar mehr als 100.000 Kubikmeter in manchen Jahren.

Der Torf wurde in saisonaler Arbeit von etwa 600 Torfstechern aus verschiedenen Regionen, darunter Italien, dem Mühlviertel und dem Böhmerwald, gewonnen.

Da der Boden im Winter gefroren war, begann das Torfstechen traditionell jedes Jahr am Josefitag, dem 19. März. Die Torfstichsaison erstreckte sich bis in den Spätsommer und war geprägt von extremen klimatischen Bedingungen, sei es bei brütender Hitze oder in Kälte und Regen, und stellte somit eine enorme körperliche Herausforderung dar. Die Torfwasen wurden dann über den Herbst hinweg getrocknet, um anschließend in die Torfhütten eingelagert werden zu können.

Eine Gruppe von Torfstechern, bestehend jeweils aus Torfstecher und der "Radler:in", schaffte täglich etwa 3.000 Torfwasen.

Heute würde man die damalige Handarbeit wahrscheinlich als "Sklavenarbeit" bezeichnen. Dennoch war das Torfstechen für viele die einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt außerhalb ihrer Heimat zu verdienen. Viele von ihnen blieben in Bürmoos und prägten die Geschichte und Identität dieses Ortes.

Heute können wir immer noch die Überreste dieser historischen Torfstiche in unserem Moorwald sehen. Die Natur erobert sich langsam diese Spuren zurück, während Torfmoose - sofern ausreichend Wasser vorhanden - das Land wieder besiedeln.

Es liegt in unserer Verantwortung, uns an unsere historische Entwicklung als "Dorf im Moor" zu erinnern und unsere enge Beziehung zur Natur zu schätzen. Schließlich ist der Ort Bürmoos untrennbar mit dem Moor verbunden.

Der Koksofen im Toffeld

Die Torfverkoksung in Bürmoos

Die Bürmooser Torfkohlenanstalt

Im Jahr 1862 gründete der damalige Bürgermeister von Salzburg, Heinrich Ritter von Mertens, eine Torfkohlefabrik am Rande des Moores, genau an dem Ort, an dem heute das Gemeindezentrum und das Dentalwerk W&H stehen. Die technische Leitung der "Salzburger Torfmoorverwertungsgesellschaft" lag in den Händen von Dr. Georg Thenius, der sich intensiv mit der Theorie der Torfverwertung und seiner Destillationsprodukte beschäftigt hatte.

Die Idee bestand darin, den Torf mithilfe einer Dampfmaschine und der damals neu entwickelten "Schlickeysen'schen Torfmaschine" zu gewinnen und anschließend in eisernen Retorten zu Torfkoks zu destillieren. Zu dieser Zeit war Torfkoks eine unverzichtbare Ressource für die Beheizung von Hochöfen und Lokomotiven.

Allerdings erwiesen sich die graue Theorie und die noch unausgereiften Konzepte von Dr. Thenius in der harten Realität und der unwirtlichen Umgebung als nicht umsetzbar. Bereits im Jahr 1866 ging die Torfkohlenfabrik in Konkurs, und Heinrich Ritter von Mertens verlor sein gesamtes Vermögen.

Der "Koksofen im Torffeld"

In den 1940er Jahren gab es Versuche, nach Angaben von Zeitzeugen in einem betonierten Meiler Torfkoks herzustellen. Die Abdeckung des getrockneten Stichtorfes mit einem Betonmantel führte jedoch zu einer zu schnellen und intensiven Verkokung, was schließlich dazu führte, dass dieser Torfkoksofen in Flammen aufging. Dieser "Koksofen" befand sich unweit dieses Standorts.

Heute sind lediglich einige Überreste der Betonfundamente geblieben, die bei der Gewinnung von Frästorf vollständig beseitigt wurden. Dennoch erinnert die Flurbezeichnung "Beim Koksofen" an diese historische Episode.

Einstige Zerstörung eines Ökosystems

Der wahre Preis.

In den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten wurde das Moor in und um Bürmoos intensiv für den Torfabbau genutzt, was erhebliche Schäden an der Umwelt verursachte.

Der Torfabbau führte zu erheblichen Störungen und Zerstörungen im empfindlichen Ökosystem des Moores, mit nachteiligen Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt in dieser Region. Die Entwässerung des Moores hatte zudem langfristige, schädliche Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Region.

Um diesen Schäden entgegenzuwirken, wurde der Torferneuerungsverein Bürmoos ins Leben gerufen.

Das Hauptziel des Vereins besteht darin, die Renaturierung des Moores zu fördern und die Umwelt in der Region nachhaltig zu schützen. Ein entscheidender Schritt in diesem Bestreben war die Etablierung des Moorerlebnisweges, der dazu beiträgt, das Bewusstsein für den unschätzbaren Wert der Landschaft und der Natur in dieser Region zu schärfen.

Das Moor in Bürmoos präsentiert sich heute als geschütztes Gebiet, das sowohl als Natur- und Europa-Vogelschutzgebiet als auch als FFH-Schutzgebiet für den Kammmolch ausgewiesen ist. Es bietet einen bedeutenden Lebensraum für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten.

Renaturierungsmaßnahmen

Kritischer Wasserhaushalt

Seit den 1980er Jahren hat der Torferneuerungsverein Bürmoos umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen initiiert und erfolgreich durchgeführt. Diese Maßnahmen waren notwendig, um die durch den Torfabbau verursachten Schäden im Moor zu beheben und die Umwelt in der Region nachhaltig zu schützen und wiederherzustellen. Der Torferneuerungsverein Bürmoos spielte dabei eine maßgebliche Rolle.

Eine der entscheidendsten Maßnahmen bestand in der Wiedervernässung des Moores, da der Wasserhaushalt für ein Moor von essenzieller Bedeutung ist. Dies wurde erreicht, indem Entwässerungsgräben entfernt oder versperrt wurden, um das Wasser im Moor zu halten und somit die natürliche Umgebung wiederherzustellen.

Zusätzlich wurden heimische Pflanzenarten in der Region neu angesiedelt, darunter Moorgräser, Seggen und Torfmoose, um die Biodiversität im Moor zu fördern. Dies trug dazu bei, dass das Moor heute ein wichtiger Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten ist und als geschütztes Gebiet dient.

Insgesamt haben diese umfassenden Renaturierungsmaßnahmen wesentlich dazu beigetragen, die Umwelt in Bürmoos zu schützen und das empfindliche Ökosystem des Moores zu bewahren. Heute ist das Moor nicht nur ein geschützter Lebensraum, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel für erfolgreiche Umweltsanierung und Naturschutz.

Vom Durst der Torfstecher

Der Torfstecherbrunnen

Die Torfstecher waren bei ihrer mühseligen Arbeit den rauen Wetterbedingungen schutzlos ausgeliefert. Besonders die sengende Hitze bereitete ihnen erhebliche Probleme. Auf den kahlen und baumlosen Torffeldern brannte die Sonne erbarmungslos auf ihre ausgelaugten Körper herab. Die tiefschwarze Torferde verstärkte die drückende Gluthitze noch weiter. Bei Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius in der prallen Sonne führte dies zu enormem Flüssigkeitsverlust und erhöhter Gefahr eines Hitzeschlags. Um ihren quälenden Durst zu stillen, tranken sie aus der "Bitschn" (Milchkanne) schwarzen, ungesüßten Feigenkaffee oder Tee. Sobald der Kaffee aufgebraucht war, holten meist die helfenden Kinder Wasser von der Quelle am "Laubschachen" (heute "Wasserturm") und aus dem Moorbrunnen bei der damaligen "Kaiser Seppi-Baracke" an der Grundlosestraße, um ihren großen Durst zu stillen.

Während der Arbeit wurde kein Bier oder Alkohol konsumiert. Erst am Samstagabend, nach einer Woche harter Arbeit im Torfstich, gönnten sich viele Torfstecher ein paar Maß Bier, wobei es nicht selten zu übermäßigem Genuss kam.

Am Montag begannen sie jedoch um 3 Uhr morgens erneut ihre Arbeit auf den Torffeldern, und dort beschränkten sie sich auf Kaffee, Tee oder Brunnenwasser.

Neben ihrem Durst nach Flüssigkeiten hatten die Torfstecher auch einen ausgeprägten Durst nach sozialer Gerechtigkeit. Die Torfstecherei war saisonale Arbeit, und der Lohn belief sich lediglich auf ein Viertel des Einkommens eines qualifizierten Glasmachers. Es gab keine Kompensation bei schlechtem Wetter, keine Krankenversicherung oder Altersvorsorge, und es gab wenig Aufstiegschancen für ihre Kinder. Es ist daher verständlich, dass nahezu alle Torfstecher Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei waren oder sich zum Kommunismus hingezogen fühlten. Während der Ära des Ständestaats und der nachfolgenden nationalsozialistischen Regierung bildete sich unter den Torfarbeitern in Bürmoos und Hackenbuch eine bedeutende Widerstandsgruppe in Salzburg.

Die Torfarbeiter in Bürmoos und Umgebung erlebten täglich jene düstere Atmosphäre, die Georg Trakl in seinem Gedicht "Am Moor" beschrieben hat:

"Aufruhr. In verfallener Hütte.
Aufflattert mit schwarzen Flügeln die Fäulnis.
Verkrüppelte Birken seufzen im Wind."

Der Schweiß der Torfarbeiter sollte nicht umsonst geflossen sein. Dieser Brunnen möge an ihre harte Arbeit erinnern.